Ausführliche Version Homepage, Herbst 2021
TOURISMUS NEU DENKEN
Der Tourismus und die Gastwirtschaft stehen in unseren Breitengraden vielerorts vor herausfordernden Zeiten. Abgesehen von Corona, wird es bedingt durch den gesellschaftlichen Wandel in den letzten Jahrzehnten, immer schwieriger für Gastwirtschaftsreibende sich zu behaupten. Die zunehmende Digitalisierung und die damit verbundene Fülle an Angeboten macht es zudem nicht einfach von der richtigen Zielgruppe gefunden zu werden.
Vielerorts müssen Dorfgastgästen schließen, ein Generationenwechsel ist aus unterschiedlichen Gründen nicht möglich. Wo vor 40 bis 50 Jahren der Tourismus boomte und so gut wie jedes Privathaus ein Zimmer vermietet hat, sind es heute nur noch wenige die ihre Türen für Gäste öffnen. Oder auch andersherum – wo man früher oft froh war, sich im Gastgewerbe ein Zubrot zu verdienen, genießt man heute lieber die freie Zeit mit der Familie.
WOHIN GEHT DIE REISE?
Für den Tourismus bedeutet es neue Wege zu gehen und sich auf die kommenden Gäste-Generationen einzustellen. Denn auch das Urlaubsverhalten verändert sich. Während ältere Generationen immer wieder kommen, wenn es ihnen einmal gefallen hat, legen „jüngere“ Generationen ab 40(!) mehr Wert auf ein breites Angebot an Möglichkeiten. Diese Menschen suchen vermehrt außergewöhnliche Erlebnisse, die nicht zwingend spektakulär, aber unbedingt authentisch sein sollen. Sie möchten abseits der ausgetretenen Pfade in die örtliche Kultur eintauchen und am liebsten das unternehmen, was Einheimische tun. Zudem gibt es heute immer mehr Menschen, die nach Ruhe und Erholung suchen und dabei ganz bewusst auf Luxus verzichten. Auch der Trend zu Wohnmobilreisen erfreut sich seit Jahren wachsender Beliebtheit und hat mit Corona nochmals einen großen Schub bekommen.
IM EINKLANG MIT DER NATUR
Ein verantwortungsvoller Umgang mit der Natur und ihren Ressourcen spielt bei den kommenden Konsum-Generationen eine besonders wichtige Rolle und wird in den nächsten Jahren weiter an Bedeutung gewinnen. Eine nachhaltige Reisegestaltung, ist DAS Thema im Tourismus. Dabei geht es um Bereiche wie den ökologischen Fußabdruck, regionale Produktangebote, Urlaub in der Natur, nachhaltig geführte Unterkünfte, klimaneutrale Bewirtschaftung, umweltfreundliche Aktivitäten, uvm.
Laut einer Umfrage von Booking.com wünschen sich 87% aller Touristen nachhaltigere Reiseoptionen und sind bereit mehr zu bezahlen, um sicherzustellen, dass die Umwelt so gering wie möglich belastet wird. Als Unternehmen im Bereich Touristik und Gastgewerbe darf man sich also überlegen, wie man auf die Präferenzen der Menschen eingehen will, die mit einem guten (oder zumindest besseren) Gewissen reisen wollen.
Was bedeuten diese Veränderungen für Sibratsgfäll?
Der Tourismusausschuss beschäftigt sich schon seit Ende letzten Jahres mit bestehenden Herausforderungen in unserer Gemeinde und den Zukunftstrends im Tourismus. In einem umfangreichen Konzept wurden viele Aspekte zusammengetragen, um auf deren Basis die Weichen für die Zukunft zu stellen.
Für Sibratsgfäll ist der Tourismus, ob man will oder nicht, ein sehr wichtiges Standbein. Denn aufgrund unserer Abgeschiedenheit sind wir als Wirtschaftsstandort nur begrenzt interessant. Auch uns machen die Entwicklungen der letzten Jahre, allen voran das Gasthaussterben, schwer zu schaffen. Doch die Trends für die Zukunft bergen auch Chancen, die wir als Gemeinde nutzen können.
WIR SIND EINZIGARTIG
Sibratsgfäll hat mit seinem unvergleichbaren Bergpanorama, der Abgeschiedenheit und Ruhe, sowie seiner unberührten und zugleich bewegten Natur mehrere große Alleinstellungsmerkmale im Bregenzerwald. Die Unterkünfte und Einkehrmöglichkeiten sprechen zwar eher das genügsame Publikum an, aber es gibt auch dafür eine, sogar wachsend Zielgruppe.
Unser Ziel für die Zukunft muss sein, mit einem guten Kommunikationskonzept und einer klaren Ausrichtung die richtigen Zielgruppen anzusprechen und dadurch den Tourismus langsam, nachhaltig und stetig zu fördern.
MEHR LEBENSQUALITÄT FÜR UNSER DORF
Mehr Tourismus bedeutet über die Jahre hinweg im Idealfall auch bessere Infrastrukturen, sowie vielseitigere Freizeit-, Bildungs-, Betreuungs- und Kulturangebote. Unser Dorf kann sich weiter zu einem Ort mit hoher Lebensqualität, sowohl für junge Familien als auch Menschen aller Altersschichten entwickeln. Denn von neuen Erlebnissen und Wanderwegen profitieren wir Einheimischen letztlich gleichermaßen. Und kaum jemand möchte in Zukunft auf unseren Skilift oder präparierte Langlaufloipen und Wanderwege verzichten, wenn die Touristen mehr und mehr ausbleiben.
„Von neuen Erlebnissen
und Wanderwegen profitieren
wir Einheimischen letztlich
gleichermaßen.“
AUF ZU NEUEN UFERN
Aus dem erwähnten Konzept haben sich mehrere Schwerpunktthemen herauskristallisiert, die wir in den nächsten Monaten und Jahren in verschiedenen Arbeitsgruppen, gemeinsam mit allen GastgeberInnen und EinwohnerInnen angehen möchten:
Warum soll ein Gast sich für Sibratsgfäll als Urlaubsort entscheiden und nicht für eine unserer Nachbargemeinden oder anderen Gemeinden im Bregenzerwald? Nur wenn wir selbst unsere Stärken kennen und diese nach Außen kommunizieren, werden wir von potenziellen Gästen gefunden. Eine gute Positionierung ist die Basis für gutes Marketing. Zu diesem Thema haben bereits erste Ideensammlungen in einer kleinen Arbeitsgruppe stattgefunden.
Eine starke Gastwirte- und Vermietergemeinschaft, die gut untereinander vernetzt ist und eng mit der Gemeinde zusammenarbeitet wird ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg sein. Mit regelmäßigen Veranstaltungen sollen Plattformen für Informationsaustausch und Netzwerken geboten werden.
Die Zukunft ist digital. Website und Social-Media-Kanäle sind unsere Visitenkarte. Sogar die „älteren“ Generationen buchen ihren Urlaub zunehmend online. Das Layout unserer aktuellen Tourismus-Website ist veraltet und soll für Smartphone und Tablet optimiert werden. Auch in der Suchmaschinenoptimierung (Google) liegt sehr viel Potenzial. Hier ist es wichtig, dass wir unter bestimmten Suchbegriffen im Netz mit unseren Angeboten und Erlebnissen gefunden werden.
Dahinter steckt ein Megatrend aus dem sich riesige Online-Erlebnisplattformen, wie GetyourGuide gegründet haben. Hier kann jedes Unternehmen und jede Privatperson Ausflüge und Erlebnisse kostenpflichtig anbieten. Das Prinzip dahinter ist einfach - Gäste suchen und buchen vermehrt einmalige Erlebnisse, die Destination ist dabei zweitrangig. Tourismus-Giganten wie booking.com (Rubrik Attraktionen) und Airbnb (Rubrik Experiences) investieren Millionen, um ein Stück von diesem Kuchen abzubekommen. In Sibratsgfäll gibt es bereits lässige Erlebnisangebote, wie z.B. die Georunde, das Moorbad, Waldbaden, Basenfasten, Schneeschuhwandern oder auch Kutschenfahrten, die auf diesen Plattformen und unserer Website angeboten werden können. Es gibt aber auch noch Luft nach oben und hier dürfen sich alle SibratsgfällerInnen angesprochen fühlen, die Zeit und Lust haben mit Einheimischen wie Gästen etwas zu unternehmen und dabei andere Menschen und Kulturen besser kennenlernen möchten. Wie wäre es z.B. mit einem Imkerkurs, einem Bio-Gemüseanbaukurs, einem Bäuerinnen-Kochkurs, Obst/Gemüse-Einmachkurse oder auch geführte Wanderungen? Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Für viele ein altbekanntes Thema: Bei vielen Angeboten bleibt momentan kaum oder nur wenig Wertschöpfung in unserem Dorf – z.B. Parkplatz Krähenberg, Moorbad usw. Hier soll bei bestehenden und neuen Erlebnissen nach Möglichkeiten gesucht werden, wie unsere Gemeinde dabei auch eine Wertschöpfung erfährt. Nur wenn unterm Strich etwas überbleibt, kann wieder in neue Projekte investiert werden.
Über kurz oder lang werden wir zusätzliche Gastwirtschafts- und Nächtigungsangebote
Grundstücke oder Räumlichkeiten, die zum Verkauf oder zur Verpachtung gestellt
gelingt es uns mit einer klaren Ausrichtung und guter Kommunikation den ein oder
Das alles geht nicht von heute auf morgen, aber wie schon ein altes Sprichwort besagt ‚Auch eine Reise aus 1000 Meilen, beginnt mit dem ersten Schritt‘.
Wer sich konkret für eine Arbeitsgruppe interessiert oder ein „Erlebnis“ anbieten möchte, kann sich gerne beim Tourismusbüro melden: info@sibra.cnv.at. Wir sind jedenfalls sehr motiviert und möchten gerne alle Interessierten einladen mitzudiskutieren, mitzudenken und sich einzubringen.
Der Tourismus-Ausschuss
Marion Maurer, Thomas Nussbaumer, Andreas Doner, Marina Nenning, Eveline Steurer